Transformation: Blitze wachsen nicht nur aus dem Himmel

Auf vielen Konferenzen wird eine Planung der Digitalen Transformation eingefordert. Sie sei schliesslich Chefsache! Aber muss es immer Top-Down sein oder geht es auch etwas weniger paternalistisch?

Die Physik hat darauf eine erstaunliche Antwort: Blitze entstehen zwar meist in den Wolken, aber es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Nicht immer wandern sie vom Himmel zur Erde. Mitunter zeigt die Richtung unten nach oben. Tatsächlich gehen die Blitze in alle Richtungen. Sie wandern auch von einer Wolke zur anderen, nicht immer erreichen sie wirklich den Boden. Es geht allein darum, dass sich Spannung entlädt. Die Richtung ist erst einmal zweitrangig.

Alle Berufsfelder, die genau am Übergang dieser beiden Pole arbeiten, sind von Transformation grundsätzlich gefährlich und nicht immer ist dieses Spannungsfeld geeignet, Karrieren zu fördern. Denn wo sich Energie entlädt, kann auch jemand zu Schaden kommen.

Entladungen suchen sich ihren Weg, egal was wir planen. Das sollen wir begreifen. Das sollte uns demütiger machen. Denn die Kräfteverschiebungen durch den digitalen Wandel sind größer als wir.

Aber wenn wir schon etwas kleiner denken, dann auch richtig: vielleicht kann ja der Chef einmal bei sich selbst beginnen und dann damit selbst Teil des Spannungsfeldes werden. Tatsächlich empfehlen die meisten Berater auch, der Chef möge doch bitte als erstes anfangen, sich zu verändern. Aber seien wir mal ehrlich: ist es in vielen Firmen nicht eher umgekehrt: da nehmen Mitarbeiter den Dienst am Kunden ernst und denken weiter als es das Unternehmen eigentlich vorsieht. Da denken sich Marketingverantwortliche neue Plattformen aus, um das Serviceangebot rund um die Kernprodukte gemeinsam mit Lieferanten und Partnern zu verbessern. Oder junge Mitarbeiter richten – ob mit Unterstützung der HR-Abteilung oder ohne – Barcamps und Hackathons aus, vernetzen sich spontan über die internen Netze oder über Whatsapp, um die Arbeitswelt in Ihrem Unternehmen zu verändern.

An alle Chefs und CEOs: Ob Sie wollen oder nicht – Ihr Unternehmen verändert sich gerade. Sie müssen nur hinschauen!

Am deutlichsten wird das bei den jungen Talenten selbst: sie fordern die Veränderung schon ab dem ersten Tag. Fällt ein Arbeitgeber nicht durch agiles Arbeiten auf, hat er keinen überzeugenden Ansatz zur Digitalisierung, ahnt der ein oder andere: Aufstieg braucht man hier nicht zu erwarten! Wer hier dem Blitz von unten nicht entgegenzusetzen hat, wer diese geballte Energie, die da nach oben drängt, nicht aufnimmt, der wird die Pole nicht zusammenbringen können.

Die von oben geförderte Transformation betrifft die Phasen Leadership Transformation, Strategie und operative Umsetzung. Eine Digitalstrategie umfasst die sowohl die Unternehmensstrategie, die Geschäftsfeldstrategien sowie die funktionalen Strategien. Nur ganz selten gibt es kongruente digitale Ansätze, die alle drei Bereiche wirklich ganzheitlich abdecken. Die meisten Unternehmen stecken in irgendwelchen funktionalen Bereichen fest, etwa bei der Transformation der PR in Richtung Social Media. Das ist natürlich eine verengte Perspektive. In jedem Fall ist es eine ganze Menge an Strategie, was da so benötigt wird. Und Künstliche Intelligenz und Dekarbonisierung klopfen schon an die Tür: weitere Transformationen sind gefordert.

Transformation suggeriert, dass man diesen Prozess aktiv steuern könnte. Das ist vermessen. Aber man kann auch mal nicht versuchen, sich ihm nicht zu sehr entgegenzustellen durch „Übersteuern“. Agile Strategiearbeit versteht diese Demut arbeitet nicht jährlich rotierend, sondern in Zyklen und vom Kunden her.

Alles beginnt. Wer agil denkt, lernt, sich anzupassen und mit dem Strom zu schwimmen.

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