Social Media allein ist kein Vorsprung

    Die Spatzen twittern es von den Dächern: Social Media ist das neue Marketing. Unternehmen, die heute noch keine Facebook-Page haben, sollten sich beeilen. Hippe Marketinggurus basteln überall an cleveren  Strategien, wie man Social Media für sich nutzen kann, und überhaupt… Es wird alles großartig!
    Aber irgendwie werden ich den Verdacht nicht los, als ob hier einige Leute eher einer Mode folgen, als sich wirklich mit dem auseinandersetzen, was eine Strategie wäre. Denn irgendwie ähneln sich die ganzen Strategien und Roadmaps ziemlich.
    Was mich zu dem Gedanken führt, dass Social Media an sich eigentlich gar kein Wettbewerbsvorteil ist. Das bedeutet nicht, dass die ganzen Maßnahmen unwichtig wären (warum, werde ich in einem weiteren Beitrag erklären). Doch ein Vorteil gegenüber dem Wettbewerb sind sie eben nicht automatisch.

    Zeit, mal wieder ans Studium zurückzudenken und an den guten alten Michael E. Porter, seines Namens Harvard-Professor und Autor des Management-Bestseller Competitive Strategy. Er ist übrigens ein großer Gegner der Herdenverhaltens, welches derzeit bei Social Media an den Tag gelegt wird. Porter war immer der Ansicht, dass jemand, der keinen Wettbewerbsvorsprung hat, auch nicht in den Wettbewerb treten sollte.
    Die echten Gewinner machen zwar auch in Social Media, aber setzen den Fokus dort, wo sie einzigartig sind. Sie wissen ganz  genau, was sie besser können als der Wettbewerb. Um Porter zu zitieren: “The worst error in strategy is to compete with rivals [in] the same dimensions.”  Und noch deutlicher: “Don’t compete to be the best. Compete to be unique.”
    Der Blick über den Gartenzaun hilft also nicht wirklich weiter. Und die Tatsache, dass sich die Social Media Strategien der meisten Konzerne so deutlich ähneln ist ein sicheres Zeichen dafür, dass es eben keine Strategien sind, sondern einfach nur Maßnahmenpläne, wie man irgendetwas mit Social Media anstellen kann und warum das gut sein soll.
    Wenn alle die gleichen Strategien haben, besteht also auch kein Wettbewerbsvorteil. Social Media ist dann wohl mittlerweile eine Art Business Standard – nicht mehr und nicht weniger. Abheben tut man sich damit nicht so ohne weiteres – und schon mal gar nicht mit Gewinnspielen auf Facebook…
    Das Internet und die Social Media gibt nur den neuen Raum an Möglichkeiten vor, in dem sich dieser Wettbewerb in Zukunft abspielt. Es ist kein Selbstzweck, nur ein Instrument.


    Foto: Ahead of the Curve by David, on Flickr


     

    Was machen wir daraus? Was sind Ihre Gedanken dazu?

    Ihr

    unterschrift_180-180x100

    Thomas Vehmeier

    Thomas Vehmeier ist Diplom-Volkswirt, Digital-Stratege und Plattformökonom. Online bereits seit 1993, berät er heute Konzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer Internet-Strategie und unterstützt im Interim-Management – zuletzt im ThinkTank des Telekom-CEO, zuvor vor allem für Franchise-Zentralen und Handelsunternehmen.
    Nach oben scrollen