Um nachhaltige digitale Strategien zu entwickeln, gilt es zunächst, grundlegende Elemente dieser neuen Ökonomie, die das Internet mitbringt, vollends zu begreifen und zu verinnerlichen. Neben den Netzwerkeffekten ist die Disintermediation eine mögliche Auswirkung. Man kann das auf deutsch in etwa mit ‘Entbündelung’ übersetzen. Das kann man ganz gut am Fallbeispiel eines Immobilienmaklers verstehen.
Wenn Sie vor 10 Jahren ein Haus verkaufen wollten, haben Sie beim örtlichen Makler ein Service-Paket aus folgenden Leistungen bekommen:
- Ein Wertgutachten,
- vielleicht einen schönen Grundriss,
- vielleicht in 3D,
- ein schön gemachtes Exposé,
- und natürlich schöne Fotos,
- die Schaltung von Anzeigen,
- das Vereinbaren und Durchführen von Besichtigungsterminen,
- die Preisverhandlung,
- den Kaufvertrag
- und so weiter und so fort
Merken Sie was? Wie sieht es heute aus? Da können Sie es sich weiter bequem machen, sie können aber auch einiges einfach online vergeben.
Das ursprüngliche Service-Bundle in seiner Gesamtheit macht daher immer weniger Sinn bzw. wird nicht mehr automatisch von allen Kunden benötigt oder angefordert.
Grundsätzlich gilt der Effekt für fast jede Branche. Trotzdem werden auch heute noch kräftig Bundles geschnürt – das ist aber eine Idee aus dem Zeitalter physischer Güter. Wenn schon Bündel, dann als individuelles Angebot.
Klar – ein Vorteilspaket kann Sinn machen, aber dann bitte so wie ich es brauche. Der Kunde muss bei der Zusammenstellung mitarbeiten, muss Teil der Customer Journey werden. Verbinden Sie dem Kunden nicht die Augen und sagen ihm nicht wo es hingeht, sondern lassen Sie ihn mitentscheiden. Produkte müssen heute an den individuellen Bedarf anpaßbar sein.
Vieles von dem ging noch nicht vor zehn Jahren – da funktionierten voll integrierte Wertschöpfungsketten noch. Da war die Masse Ihrer Kunden noch nicht breitbandig online, da wurden noch CDs gepresst und Bücher gebunden – da war so etwas noch eine große Herausforderung. Wer so etwas heute nicht macht, geht den falschen Weg.