Unabhängige Beratung bei der Plattformwahl

    Die steigende Komplexität von Internet-Projekten hat zu immer neuen Gattungen an Spezialanbietern für SEO oder Social Media geführt. Aber auch die als Full-Service-Dienstleister auftretenden Digitalagenturen haben sich meist auf eine bestimmte Basistechnologie festgelegt, um die Komplexität zu bewältigen. Ist es  der richtige Weg, dieses dem Kunden auf Gedeih und Verderb zu verkaufen? Und worauf sollten Kunden achten, um nicht unter die Räder zu kommen.
    Bei der Wahl der Entwicklungsplattform entscheiden sich die meisten Agenturen nicht für ein MVC-Framework, sondern für ein CMS-System  wie TYPO3, WordPress oder Drupal als Bais. Über die Integration von Plugins können diese Systeme dann für jede erdenkliche Entwicklung eingesetzt werden – bis hin zur mobilen App. So weit so gut. Das Argument ist immer: den Kunden stört’s nicht, den interessiert nur, ob’s nachher läuft.
    Vom methodischen Vorgehen ist das jedoch grundsätzlich nicht der richtige Weg. Nur weil etwas mit einer Technik möglich ist, ist sie noch nicht automatisch die richtige Wahl. Folgt man der Lehrbuchweisheiten des Projektmanagements, so ist die Technikwahl im Rahmen der Spezifizierung festzulegen. Das kann schon darin begründet sein, dass der Kunde wichtige Anforderungen an das technische System vernachlässigt. Aus meiner Erfahrung ist das regelmäßig der Fall, da die meisten Briefings aus den Marketingabteilungen kommen und die Mitarbeiter nicht im systematischen Erfassen von Anforderungen an ein technisches System (Requirements Engineering) geschult sind.
    Aber wozu führt das Verhalten der Agenturen? Was passiert, wenn man dem Kunden für egal welches Projekt immer bevorzugt die hauseigene Technologie verkauft. Der CTO einer internationalen Digitalagentur, für die ich tätig war, brachte es mir gegenüber auf folgenden Nenner:

    WE HANDLE CUSTOM PROJECTS WITH STANDARD TOOLS AND STANDARD PROJECTS WITH CUSTOM ONES.

    Schauen wir uns mal ein paar Beispiele an.
    Als “custom project” könnte man etwa die Entwicklung eines Hotelreservierungs-Portals sehen. Hier soll ein absolut neuartiges User Experience entwickelt werden, die mobile Nutzung stellt besondere Anforderungen an Performance und native Schnittstellen. Dennoch wird gern vorschnell zu eben der Technologie geraten, die man im Hause hat (genauer: für die man abhängig beschäftigte Programmierer hat, denn die sind günstiger). Oft heißt es: “TYPO3 kann das!” Auch wenn es seitens der Softwarearchitektur vielleicht nicht der beste Weg wäre. Der Kunde wird hier auf dem Altar verbrannt. Möglicherweise wäre der richtige Weg in diesem Fall, zunächst das Datenmodell zu definieren, dann eine REST- oder JSON-API zu bauen und dann für je Plattform (Web, iOS, Android) native Clients zu bauen. Nun sind Kunden oft Laien und bekommen die Schwierigkeiten oft erst Jahre später mit, wenn angebaut werden soll oder wenn weitere Systeme integriert werden sollen.

    Ein CMS-System ist kein universales Entwickler-Framework.

    Und der umgekehrte Fall? Das wäre dann beispielsweise die typische Unternehmensvisitenkarte. Auch hier versucht der technische Dienstleister gern, die Vorzüge seines CMS-Systems darzustellen. Der Kunde hat keine großen Anforderungen an die Website, sie soll jedoch gut aussehen und nicht zu viel kosten. Da der Kunde nicht weiss, welche Extensions bereits als Open Source verfügbar sind, stellt er die falschen Anforderungen. Ein Beispiel aus der Praxis wäre etwa eine Landkarte mit den Standorten, die sich bei Mauskontakt irgendwie ganz besonders animiert öffnen. Viele Digitalagenturen wagen nicht zu widersprechen und bieten eine Individualentwicklung an. Das ist meist teuer und unwirtschaftlich. Beratung würde bedeuten, dem Kunden seine Animation auszureden und an anderer Stelle etwas Pepp in die Website zu bringen. Das wäre Full-Service im Sinne des Kunden.
    Warum wird so ein Spiel betrieben? Der Grund ist einfach. Wenn man Festangestellte Entwickler beschäftigen will und deren Auslastung erhöhen will, muss die Anzahl der Technologien notwendigerweise beschränkt sein. Erst dann ist eine vollintegrierte Agentur profitabel. Das Projekt mit freien Entwicklern zu stemmen, würde zulasten der Marge gehen.
    Wird der Kunde hier geopfert? Solange die Kunden dieses Spiel jedenfalls mitmachen, wird in einer nicht kleinen Anzahl an Projekten eine technologische Fehlentscheidung getroffen, die dem Auftraggeber unter Umständen später teuer zu stehen kommt.


    Lösung – unabhängiges Anforderungsmanagement

    Eine Lösung kann die Beauftragung eines unabhängigen Beraters mit technischem Hintergrund sein, der die Anforderungen abklopft und mit der Agentur verhandelt. Um ihre fachlichen Anforderungen technisch zu fassen und dem Dienstleister die entscheidenden Fragen zu stellen.
    Um mit mir in Kontakt zu treten, schreiben Sie mir doch einfach eine Email:

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    Foto: Platform #1 by Miguel Virkkunen Carvalho, on Flickr


     

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    Thomas Vehmeier

    Thomas Vehmeier ist Diplom-Volkswirt, Digital-Stratege und Plattformökonom. Online bereits seit 1993, berät er heute Konzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer Internet-Strategie und unterstützt im Interim-Management – zuletzt im ThinkTank des Telekom-CEO, zuvor vor allem für Franchise-Zentralen und Handelsunternehmen.
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