Virtuelle Führung (auch „Remote Leadership“ oder “Führen auf Distanz”) beschreibt die Führung von Mitarbeitern über digitale Medien. Führungskraft und Mitarbeiter arbeiten an unterschiedlichen Standorten oder Zeiten. Anstelle von Face-to-Face-Kommunikation treten Tools wie E-Mails, Telefonkonferenzen, Web-Meetings, Kollaborationssoftware, Instant Messaging oder soziale Netzwerke.
Für erfolgreicher virtueller Führung sollten verschiedene Aspekte beachtet werden:
Im Kern besteht die Herausforderung darin, Vertrauen, Transparenz und Zuhören als wesentliche Werkzeuge der Führung anzuwenden.
Es kann sich als nützlich erweisen, gemeinsam im Team Regeln für eine erfolgreiche, virtuelle Zusammenarbeit festzulegen. Generell ist ein höheres Maß an Klarheit, Transparenz und Kommunikation von Verfahrensweisen notwendig als in der persönlichen Führung.
Zudem sollte die Führungskraft ergebnisorientiert führen, dabei können z. B. Vereinbarung von Team- und Einzelzielen helfen (Hertel et al., 2005).
Virtuelles Führen erfordert auch ein größeres Maß an Partizipation des Mitarbeiters. Die Führungskraft sollte die Teammitglieder bei der Zielvereinbarung mit einbeziehen und für die Zielerreichung genug Gestaltungsspielraum gewähren. Zu starre Ziele wirken kontrollierend und können demotivieren. Der Austausch kann über regelmäßige Feedbacks stattfinden (z.B. Jour Fixe wöchentlich als Web-Meeting).
Wichtig ist, nicht nur kritische Situationen rückzumelden, sondern auch Erfolge zu erwähnen und zu feiern.
Der Wahl der richtigen Kommunikationsmedien ist ebenfalls relevant, da sie verschiedene Bedürfnisse erfüllen und damit die Arbeit nicht zu unstrukturiert wird. Hier bietet es sich an, die Wahl der Tools im Rahmen der Möglichkeiten im Team festzulegen.
Der Einsatz von Video ist dringend zum empfehlen, da hierbei Eindrücke und Gefühle besser vermittelt werden können. Tools wie Email können schnell delegativ und demotivierend wirken, weil sie die für das virtuelle Führen so wichtige Augenhöhe negativ beeinflussen. Auch direkte persönliche Gespräche per Video sollten beim virtuellen Führen nicht fehlen.
Erfolgskritisch für den Teamzusammenhalt über die Distanz ist das Aufrechterhalten von Vertrauen und Motivation (Konrad et al., 2002).
Führungskräfte sollten das Zusammenspiel der Ziele des Einzelnen und des Teams kennen und diese möglichst transparent kommunizieren.
Die Entwicklung eines Gruppengefühls steigt mit der Häufigkeit an virtuellen Kontakten zwischen dem Team, dauert aber sehr viel länger als bei persönlichen Kontakten.
Generell droht die persönliche und informelle Kommunikation in virtuellen Teams zu kurz zu kommen. Für die Motivation und ein Loyalitätsgefühl ist es daher wichtig, auch nicht direkt aufgabenbezogene Themen zu besprechen und ihnen Raum zu geben.
Quellen:
- Hertel, G., Geister, S. & Konradt, U. (2005). Managing virtual teams: A review of current empirical research. Human Resource Management Review, 15, 69-95.
- Konradt, U. & Hertel, G. (2002). Management virtueller Teams: von der Telearbeit zum virtuellen Unternehmen. Weinheim.
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