Die Materialsammlung bei der Websiteerstellung

    Was hat der Webgestalter mit dem Bauunternehmer gemeinsam?
    Er kann wenig Einfluss auf die Leistungen von Lieferanten nehmen. Und was macht der erfolgreiche Unternehmer? Er macht sich nicht davon abhängig! Beim Bau folgt Gewerk auf Gewerk. Pfuscht einer, muß der darauffolgende ausbügeln. Liefert der Baustoffhändler das Material nicht, steht die Baustelle. Doch in dieser Hinsicht ist es bei den Webunternehmern noch viel schlimmer. Dort nimmt der Kunde in Teilen die Rolle des Lieferanten ein. Und da wird es tendenziell gefährlich.
    Tatsächlich kann eine Website nur gemeinsam mit dem Kunden fertig gestellt werden. Viele Webdesigner schließen jedoch Verträge ab (sofern sie es überhaupt tun), die diese Risiken nicht ausreichend reflektieren.
    Ein gutes Beispiel sind Zulieferungen von Texten und Bildern. Oftmals hat der Kunde gar keine Übersicht über seine Materialien, hat sich über die Jahre in Abhängigkeit zu einer Werbeagentur begeben und hat gar keine Vorlagen oder digitalen Originaldokumente.
    Insbesondere in vielen kleinen Unternehmen wissen die Mitarbeiter oft nicht, wo welche Dokumente liegen.
    Diese Situation, die nur mit dem Entrümpeln eines Kellers vergleichbar ist, liefert einem Webprojekt keine gute Ausgangsposition.
     

    Alle hassen es

    Meist hat niemand auf Kundenseite Lust zu dieser Aufgabe. Mit der geringen Wertschätzung ist auch eine niedrige Priorität beim Kunden verbunden. Niemand möchte sich diese Arbeit ans Bein heften, denn weder beim Chef noch bei Kollegen kann man mit dieser Sache punkten.
    Als Webdienstleister sollten Sie dem Kunden klarmachen, wie wichtig das sorgsame Sammeln, Dokumentieren, Umformatieren, Zustellen und alle damit verbundenen Tätigkeiten wie Einscannen nur in Druckform vorliegender Dokumente etc. sind. Machen Sie den Führungskräften auf Seiten Ihres Kunden klar, daß es sich bei diesen Aufgaben um für den Firmenerfolg sehr relevante Tätigkeiten handelt.
    Denn die Folgen einer Verschleppung der Materialsammlung sind so regelmäßig wie dramatisch. Eine Verzögerung schlägt sich fast immer in einer späteren Freigabe der Website nieder.
    Als Webunternehmer können Sie ihrem Kunden bei der Abschätzung des für die Materialsammlung benötigten Aufwands helfen. Stellen Sie mit dem Kunden eine Liste aller Materialien auf und schreiben Sie ihm einen Laufzettel. Erinnern Sie Ihren Kunden schriftlich an die Erledigung der Aufgaben. Freundlich im Ton, ernst in der Sache. Und denken Sie daran: auch wenn sich ihr Projekt durch die verspäteten oder ausbleibenden Lieferungen Ihres Kunden verzögert: ihr Kunde wird sie möglicherweise am Ende dafür verantwortlich machen – insbesondere, wenn Sie Ihrerseits feste Lieferfristen vereinbart haben.
     
    Operation Schuhkarton adé
    Doch auch der Kunde hat etwas davon, mitzuarbeiten. Für viele kleine Firmen, die ihre Kundenadressen vielfach bis vor wenigen Jahren noch „im Schuhkarton“ hatten, ist die Materialsammlung für ihren Webauftritt auch die erste Begegnung mit dem Thema „Content Management“. Eine Aufgabe, die in Zukunft nicht mehr vollständig delegiert werden kann wie es zu Zeiten gedruckter Kataloge der Fall war.

    Was machen wir daraus? Was sind Ihre Gedanken dazu?

    Ihr

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    Thomas Vehmeier

    Thomas Vehmeier ist Diplom-Volkswirt, Digital-Stratege und Plattformökonom. Online bereits seit 1993, berät er heute Konzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer Internet-Strategie und unterstützt im Interim-Management – zuletzt im ThinkTank des Telekom-CEO, zuvor vor allem für Franchise-Zentralen und Handelsunternehmen.
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