Zurück in die Zukunft: die CeBit und die Transformation

    Die Themen haben sich geändert, die Begeisterung für das Neue ist geblieben.  Dennoch steckt die Messe in einem tiefergehenden Veränderungsprozess.

    Während vor zwanzig Jahren noch die neuesten Mobiltelefone vorgestellt wurden, waren auf der CeBit im Jahr 2016 fliegende Dronen und selbstfahrende Autos zu bestaunen. Wirklich neu sind die Themen Digitalisierung, Biohacking, Drohnen und Datenschutz nicht. Kann die CeBIT wieder ein Impulsgeber werden?
    Auch in diesem Jahr kamen noch einige Dickschiffe nach Hannover. Nicht zu übersehen war etwa der Stand der Deutschen Telekom. Highlight der Telekom war die Vorstellung des in Kooperation mit Huawai entwickelten Cloud-Angebotes, welches preislich marktführend sein will.
    Die Messe wandelt sich von einer Publikumsmesse zu einer Messe für Fachbesucher. Die Trends werden inzwischen woanders vorgestellt – im Bereich der Internetdienste etwa auf der SXSW in Austin oder für das Thema Mobilfunk auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Diese Entwicklung läuft bereits seit Jahren und erklärt die schwindenden Besucherzahlen.
    Die neue Nüchternheit zeigt sich auch darin, dass der Messeleitung noch nicht einmal ein neues Messemotto eingefallen ist – d!conomy kannten wir schon irgendwie aus dem letzten Jahr. In den Berichten zur CeBit ist viel darüber gelästert worden – aber ist das wirklich so schlimm? Fachbesucher als neue Zielgruppe der Messe benötigen solches Schmuckwerk nicht unbedingt, sie befassen sich ohnehin jeden Tag mit dem Thema Digitalisierung.
    Insgesamt wird alles etwas nüchterner. Dennoch gab es noch aufregende und kontroverse Entwicklungen wie etwa Biohacking zu entdecken. Wer wollte, konnte sich direkt auf der Messe zur “Happy Hour” einen RFID-Chip unter die Haut implantierten lassen, um dann künftig Schlüssel, Bankkarte und Flugticket überflüssig werden zu lassen.
    Insgesamt hatte man jedoch das Gefühl, dass die CeBit zwar im Wandel ist, sich aber nicht richtig traut, echte Richtungsentscheidungen zu treffen. Die Global Conferences standen am Rande der Messe, sie könnten deutlich aufgewertet werden. Bei den neuen Formaten wie der SXSW stehen die Konferenzen im Mittelpunkt und die Produktvorführungen legen sich wie ein Mantel um diese Kommunikationskerne – vielleicht auch ein Weg für die CeBit.
    Viele Besucher bemängeln den scheinbaren Stillstand der einst tonangebenden Messe. Die Veranstaltung wird damit unfreiwillig zum Symbol für die Digitalisierung in Deutschland, die im internationalen Vergleich hinterherhinkt.
    [aesop_quote type=”block” background=”#282828″ text=”#ffffff” width=”40%” height=”300px” align=”left” size=”1″ img=”http://wordpress.p347463.webspaceconfig.de/wp-content/uploads/2016/03/1024px-CeBIT_2011_Samstag_PD_10-1024×683.jpg” quote=”Das Problem ist, dass der gesamte Mobilfunkbereich nicht mehr in Hannover ist. Die CeBit ist also nicht mehr die Messe, die die Trends setzt und den Fokus in diesem Bereich hat.” cite=”Georg Schnurer, c’t” parallax=”on” direction=”left”]
     
    Deutsche Firmen haben noch viel Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung und drohen bei der digitalen Entwicklung den Anschluss zu verpassen. In deutschen Unternehmen wird noch extrem traditionell kommuniziert – das gute alte Fax-Gerät kommt in 79 Prozent der befragten Firmen häufig oder gar sehr häufig zum Einsatz, während soziale Netzwerke nur von 15 Prozent zur Kommunikation genutzt werden.
    Um die Debatte über Chancen und Risiken des Digitalen zu beleben, setzen die Veranstalter der CeBIT verstärkt auf Vorträge und Diskussionen – auch, um sich von anderen Messen abzugrenzen. Insgesamt 2000 Reden, Panels und Kongresse finden während der fünf Messetage statt, die Themen reichen von Datensicherheit bis zur Veränderung der industriellen Produktion. “Die CeBIT ist nicht mehr nur eine Ausstellung”, sagt Messe-Chef Frese, “sondern auch eine Konferenz.”

    Was machen wir daraus? Was sind Ihre Gedanken dazu?

    Ihr

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    Thomas Vehmeier

    Thomas Vehmeier ist Diplom-Volkswirt, Digital-Stratege und Plattformökonom. Online bereits seit 1993, berät er heute Konzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer Internet-Strategie und unterstützt im Interim-Management – zuletzt im ThinkTank des Telekom-CEO, zuvor vor allem für Franchise-Zentralen und Handelsunternehmen.
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