Das Tagesgeschäft als Hamsterrad

    Viele Agenturen haben sich völlig ohne jeden Geschäftsplan entwickelt. Schon während der Ausbildung oder dem Studium gab es die ersten Aufträge und es entwickelte sich gut. Zunächst freie Mitarbeiter wurden später angestellt. Und nach ein paar Jahren war man ein Zehn-Mann-Team. Doch irgendwann geht es nicht mehr recht weiter.

    Primus inter pares

    In diesen Agenturen arbeiten die Agenturinhaber meist jeden Tag hart mit. Eher ein Primus inter Pares als ein Chef.  Impulsgeber und Entscheider in einem – und doch stark im Tagesgeschäft eingebunden. Gerade wenn der Agenturgründer selbst vom Fach ist, lässt er ungern los und sieht sich selbst als Erfolgsgarant. Das Selbstbild der Inhaber sieht auch oft nicht so aus, dass man Kollege und Freund sein möchte. Das „Chefsein“ fällt oft schwer. Viele Mitarbeiter empfinden diese Chefs jedoch als tendenziell „übergriffig“, da sie sich in zu vieles einmischen. Eigen- und Fremdsicht passen hier oft nicht zusammen.
    In der Agenturpraxis kann das dann so aussehen, das der Inhaber einer 14-Mann-Agentur selbst jeden Tag die Rechnungen schreibt. Zugeschüttet mit allen möglichen  unternehmerischen Aufgaben, bleibt keine Zeit (und oft auch keine Kraft),

    • um über den Tellerrand zu schauen,
    • das System Agentur weiterzuentwickeln,
    • Innovation anzutreiben und
    • das strategisch wichtige Neukundengeschäft anzugehen.

     

    Langfristig sind wir alle tot

    Kurzfristig hat das Tagesgeschäft immer Vorfahrt. Cash Flow geht vor. Bei wachsendem Markt geht das ganze auch noch eine ganze Weile gut. Da kann man noch scherzen: „Jaja, langfristig sind wir alle tot.“
    Doch irgendwann häufen sich (scheinbar) die Überraschungen. Dann fallen viele Agenturinhaber aus allen Wolken:

    • Die Kunden scheinen immer unverschämtere Erwartungen zu haben.
    • Der Preisdruck nimmt zu und die Zahlungsmoral ab.
    • Immer mehr Leistungen sollen kostenlos bereitgestellt werden.
    • Langjährige Kunden gehen fremd – und suchen neue Wege beim Wettbewerb.
    • Top-Mitarbeiter verlassen die Firma – der Inhaber wird scheinbar wieder ins Hamsterrad zurückgeworfen.
    • Die Kunden reagieren zurückhaltender und kritischer.
    • Die Profitabilität der Agentur entwickelt sich zurück.

    Im Ergebnis steht die Markt- und Zukunftsfähigkeit der Agentur auf dem Spiel.
    Deshalb spielt jeder Inhaber einer Agentur mit der Zukunft seines Unternehmens, wenn er keinen Weg findet, sich neben dem Tagesgeschäft, um strategisch wichtige Zukunftsfragen zu kümmern.
     
     

    Empfehlung

    Das sollten inhabergeführte Agenturen tun:

    • Die vermeintlich hohe Qualität Ihrer Leistungen bringt ihre Kunden auch nicht wirklich voran.
    • Betreiben Sie aktive Kundenführung und Kundenentwicklung.
    • Seien Sie nicht nur der beste Mitarbeiter in Ihrer Agentur. Entscheidende Aufgabe ist die Entwicklung
    • Schaffen Sie eine zweite Ebene der Kunden- und Agenturverantwortung. Das kann zum Beispiel die Einstellung von ein oder zwei Projektleitern sind, die eigenverantwortlich arbeiten und entscheiden können.
    • Binden Sie diese zweite Ebene in die unternehmerische Entwicklung mit ein – betreiben Sie keine Geheimniskrämerei.

    Was machen wir daraus? Was sind Ihre Gedanken dazu?

    Ihr

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    Thomas Vehmeier

    Thomas Vehmeier ist Diplom-Volkswirt, Digital-Stratege und Plattformökonom. Online bereits seit 1993, berät er heute Konzerne und mittelständische Unternehmen bei ihrer Internet-Strategie und unterstützt im Interim-Management – zuletzt im ThinkTank des Telekom-CEO, zuvor vor allem für Franchise-Zentralen und Handelsunternehmen.
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